Ehe - eine Herzensbindung
Ehe ist in Wahrheit eine Verbindung der Herzen, eine ganz besondere Form der Liebe.
Sie ist gewachsen, nicht spontan eingetreten, wie ein Akt des Standesamtes. Das ist eine Vertragsangelegenheit mit dem Staat, in die oft Wünsche und Erwartungen der Seele hineinprojiziert werden. Eine gefährliche Vermischung der Ebenen.
Ehe währt nur so lange, so lange die Herzensbindung und Liebe lebt, unabhängig vom Trauschein. Die Seele braucht ihn nicht und er rettet nichts.
Im Gegenteil: Lebt die Liebe nicht mehr, kann der Trauschein zur qualvollen Fessel werden.
Die Liebe bedarf der besonderen Pflege, damit sie nicht vom Alltag und der Monotonie der Gewohnheit verzehrt wird.
Die Form der Liebe wandelt sich auch mit wachsender Erfahrung und Reife und häufig wird die gewandelte Form als Verlust des ursprünglichen Erlebens und der Vorstellung, was Liebe ist, wahrgenommen.
Die Liebe in einer Beziehung ist die vitale Energie, die es braucht, um im Spiegel des anderen wachsen und werden zu können, der man in Wahrheit ist.
Die Ehe bietet dafür einen intimen Raum der Selbstverwirklichung. Wird dieser Raum vom anderen durch bestimmte Wert- und Normvorstellungen essentiell eingeschränkt, stirbt die Liebe und die Beziehung wird zum Gefängnis. Dann ist der Zweck der Ehe vorbei, weil die individuelle Werterfüllung verunmöglicht wird. Diese Selbstwerterfüllung ist aber die Voraussetzung für ein glückliches Leben und eine innere Zufriedenheit, in jedem Augenblick und bis ans Ende unserer Tage.
Ehe ist kein Automatismus des Glücklich-Seins, bis dass der Tod euch scheidet. Sie endet wenn der evolutionäre Wert, den jeder für den anderen hat, erschöpft ist. Dann stagniert die Ehe und sie hat keine Berechtigung mehr. Sie wird dann zur Blockade des Lebensflusses und der Entwicklung und damit zur Lebenslüge, weil die Liebe zu sich selbst und damit zum anderen, nicht mehr gelebt wird. Man ist sich nicht mehr treu und man ist nicht mehr wahrhaftig.
Ehe ist kein statischer Zustand des -Ich bin verheiratet-, sondern eine zwischenmenschliche Entwicklungsmöglichkeit auf dem Weg der Selbstfindung als Gott.
Es geht aber nicht nur um ein spirituelles Selbst-Bewusstsein, sondern auch um ein Wir-Bewusstsein, zunächst mit dem Partner. Dieses Eins-Sein erleben wir seelisch in der liebevollen Herzensbindung, im Körperlichen und im Geistigen, was langfristig gesehen das Grundlegendste ist.
In späterer Reife erleben wir dieses Eins-heitliche Bewusstsein im Verbund mit allem was da ist, mit dem Allseienden als kollektives Bewusstsein. Eine mystische Hochzeit im weiteren Sinnverständnis von Ehe. Die Ehe mit einem Partner ist also eine seelische Entwicklungsvorstufe dessen.
Ehe ist also nicht nur eine Angelegenheit von einem Mann und einer Frau. Diese Ehe ist ein individueller Wachstumskern auf dem Weg der geistigen Verschmelzung mit dem Allseienden.
Begreifet euch immer in diesem doppelten Sinn und ihr seid nicht nur mit euch verheiratet, sondern ihr seid geliebt und verbunden mit Gott und das ist das Brot für eure Seelen.