Gerechtigkeit

Der Begriff Gerechtigkeit, griechisch: δικαιοσύνη dikaiosýne, lateinisch iustitia, bezeichnet seit der antiken Philosophie eine menschliche Tugend, d.h. eine sittlich wertvolle Eigenschaft und damit einen Maßstab für ein individuelles menschliches Verhalten.
Das Wort Gerechtigkeit setzt sich aus der Vorsilbe „ge“, was generell so viel wie „vollbracht“ oder „auf einen bestimmten Zustand“ verweist und dem Wort Recht, was so viel wie „richtig“ oder „in Ordnung“ bedeutet, zusammen. Damit bedeutet Gerechtigkeit wortentsprechend, dass etwas in Ordnung ist.
Gemeint ist hier der Einklang mit der Ordnung des kosmischen Ganzen. Gerecht ist somit ein Zustand, ein Sachverhalt oder eine Entscheidung dann, wenn sie maßvoll (siehe meinen Themenbeitrag „Maß“), ausgewogen, im Gleichgewicht aller Umstände, ausbalanciert im Feld aller mitwirkenden Kräfte, der Bedürfnisse und der moralischen Ansprüche ist. Da das nur sehr schwer bis gar nicht aufgrund eingeschränkter menschlicher Wahrnehmung erreichbar ist, auch weil zusätzlich unbewusste Wirkfaktoren mitspielen, ist die absolute Gerechtigkeit ein übermenschliches Ziel, welches nur annäherungsweise erreicht werden kann. Die Orientierung an o.g. Attributen ist sehr variabel, von Mensch und Kultur im Gerechtigkeitsempfinden bewusstseins-niveau-abhängig und keinesfalls eine feste Größe. Die menschliche Überforderung daraus führt zu einer Verlagerung der Thematik auf eine metaphysische, „göttliche Ebene“, zur übrig bleibenden, „göttlichen Gerechtigkeit“. Schon im Mittelalter setzte sich die Auffassung durch, dass Gerechtigkeit keine menschliche, sondern eine göttliche Größe ist.
Dennoch dient die Tugend Gerechtigkeit einer ausgleichenden Ordnung in einer Gesellschaft und findet sich als harmonisierendes Prinzip in allen Kulturen wieder. Gerechtigkeit, oder besser gesagt, das immer unvollkommene Streben danach, ist aber für den individuellen und kollektiven Frieden und das Lebensglück maßgeblich. Ungerechtigkeit führt zu sozialen und psychischen Spannungen und das macht krank. Gerechtigkeit ist damit ein Gesundheits – und Heilfaktor, weshalb das Streben danach wertvoll ist. Der hebräische Begriff sädäq, der eigentlich unübersetzbar ist, verbindet Gerechtigkeit, Güte und Liebe zu einer Einheit. Das Streben nach Gerechtigkeit ist damit ein Streben nach Selbstveredelung, Glück und Gott im Sinne eines All-Eins-Bewusstseins. (siehe meinen Thementext Gott).

Gerechtigkeit ist eine unerreichbare, aber lohnenswerte, menschliche Tugend.