Identität

Das Wort Identität kommt vom mittellateinischen identitas was „Wesenseinheit“ bedeutet.

Damit ist, wie der Name sagt, primär die Einheit einer Wesenheit, also eines Menschen, in all seinen Persönlichkeitsaspekten gemeint – sei es körperlich, psychisch oder geistig. Es geht also in aller erster Linie um das Selbstverständnis und Gefühl, dass alle Aspekte  zu einem selbst gehören, egal ob sie positiv oder negativ erachtet werden. Nach der Devise alles gehört zu mir, das bin ich. Das Ich spielt also in der bewussten Selbstwahrnehmung eine entscheidende Rolle.

Das bedeutet, dass die Identitätsentwicklung mit der bewussten Ich-Entwicklung, die um das 3.Lj beginnt, erst los geht. In der vorhergehenden Phase, also von Geburt bis zum 3.Lj., der Mutter-Kind Symbiose gibt es daher noch keine eigenständige Identitätsbildung. Zunächst tragen dafür die eigenen Körpererfahrungen und dann die Erfahrungen mit der sozialen Umwelt, normalerweise mit der Mutter, bei.

Dieses Spektrum erweitert sich sukzessive, auch um die damit verknüpften Rollen und ihr Selbstverständnis. Damit ist die Identität nicht nur ein auf sich selbst bezogener Begriff, sondern ein sich wandelndes, expandierendes Selbstverständnis. Das Kind/Jugendliche begreift sich z.B. selbstverständlich als Teil der Familie. Das erweitert sein Bewusstsein, seine Macht und Möglichkeiten für weitere Entwicklung.

Die auf die Person bezogene Identität reift dadurch heran, verliert aber nicht ihr Selbstverständnis durch den Rollenbezug. Im Gegenteil: der Rollenbezug wirkt reifend für die Identitätsbildung. Der Mensch wird beispielsweise nicht zum Fußballklub, auch wenn er sich zu einem bestimmten Verein sehr hingezogen und dort wohl fühlt, sich damit “identifiziert“. Er bleibt immer er selbst, wenn auch gereift. Das gilt für alle Bezugsetzungen die als Identifikationen deklariert werden. Identität gibt Halt, Stabilität und Orientierung und damit wachsende Selbstsicherheit.

Psychotische Zustände zeichnen sich beispielsweise durch Identitätsverlust aus (siehe meinen Psychosebeitrag). Nicht mehr sein ursprünglich wahres Selbst, sondern der Betroffene versteht sich in diesem Krankheitszustand unter einer anderen Identität oder Persönlichkeit. Er erlebt und begreift sich selbstverstehend beispielsweise als Napoleon oder als andersgeschlechtlich trotz gegenteiliger Biologie, bei gestörter Geschlechtsrollenidentitätsfindung, wie immer die Psychogenese dazu gelaufen ist.

Alle individuellen Inkarnationsumstände sind seelenentwicklungsbegründet und kein Irrtum der Natur unabhängig vom subjektiven Erleben oder Selbstwahrnehmen.

Identität ist wahrnehmen seiner Wahrhaftigkeit, nicht seines Rollenbezugs

 

 

 

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