Maß

Das Wort Maß geht auf das spät-mhd. Wort „mäz“ bzw. mhd. „mäze“ zurück, was so viel wie „zugemessene Menge, richtige Größe, abgegrenzte Ausdehnung“ bedeutet.

Der Begriff Maß bezieht sich sowohl auf Materielles, als auch auf Immaterielles, Geistiges bzw. Psychisches. 
Maß ist ein Begriff, der sich von etwas auf etwas bezieht und dadurch, je nach Sache und Umstände, variabel ist. Damit ist Maß keine absolute, sondern eine relative Größe und Begrenzung mit absoluter Bedeutung für das Leben und seine Vorgänge. 
Nicht umsonst wurde der schweizerisch-österreichische Arzt Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim, der sich selbst Paracelsus nannte, mitunter durch seine Erkenntnis: "Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift." berühmt. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“ 
Paracelsus selbst starb aber an Quecksilbervergiftung! Quecksilber, Blei, Arsen und Antimon – für die meisten Menschen Gifte–waren seiner Ansicht nach Heilmittel. Da litt Handwerk Not. Ein verhängnisvoller geistiger Irrtum in eigener Sache.
Das Maß ist ein absolut wichtiges, normatives, regulatives Naturgesetz bei dem sowohl ein Zuviel, als auch ein Zuwenig schädlich oder mitunter tödlich ist. Zuviel oder Zuwenig sind also Dosierungsgrenzwerte für feinstoffliche oder materielle Inhalte in Bezug auf situative, variable Bedarfslagen von etwas. Das bezieht sich nicht nur auf uns Menschen, sondern auf alles in der Natur. Die Natur gibt das Maß vor! Sie ist unsere permanent sich wandelnde Lebensorientierung im jeweils richtigen Maß. Der Leitfaden der Normalität liegt in den Naturgesetzen. Daher stimmt die Philosophie von Jean-Jacques Rousseau, wenn er sagt: „rétour á  la nature“ d.h. „Zurück zur Natur“.
Den sog. Homo-Mensura-Satz (Mensch-Maß-Satz) d.h. „Der Mensch ist das Maß aller Dinge“, den der Sophist und Philosoph Protagoras (nicht Pythagoras!) vertrat und der zum Grundbegriff der europäischen Geistesgeschichte geworden ist, kann ich bei der heutigen, weitreichenden Denaturierung des Menschen nicht teilen. Auch der Theologe Thomas von Aquin baute in seiner katholischen, bis heute gültigen Theologie auf diesen Homo-Mensura- Satz auf, wodurch er zu dessen Überlieferung maßgeblich beitrug. 
Mein Stolz darauf hält sich in Grenzen. Eher: Ein zurück zur maßvollen, weisen Natur wäre ein überfälliger Heilsweg. Das Maß der Naturschändung ist voll.
Die Bedeutsamkeit des Maßes finden wir auch in der Tarot-Karte Nr.14, „Das Maß“. Hier steht der Fokus des inneren Gleichgewichtes und der daraus resultierenden inneren Ruhe und Zufriedenheit im Ziel – gemäß dem Prinzip „Maß und Mitte“.
Physisch bedeutsam ist das Maß bei den Körperfunktionen wie Essen, Trinken, Medikationen, Blutdruck, Herzschlag, Blutzucker, Fett usw. aber auch psychische oder geistige Eigenschaften oder Verhaltensweisen, Umgang, Intelligenz, Emotionalität, Empathie, Geisteskraft, Zwänge, Gewissen, Verantwortungsbewusstsein oder Verwahrlosung und Rücksichtslosigkeit stellen ein Über- oder Untermaß von Qualitäten oder Eigenschaften mit entsprechenden Störungsanzeichen und Lebensbeeinträchtigungen dar. 
Wir sehen, alles wird durch das „richtige“ Maß in Lebensnotwendigkeit und Effizienz bestimmt. Ohne adäquates Maß kein Leben, keine Ordnung, nur energetisches, lebensunfähiges Chaos.
Dauerhafte Maßlosigkeit im Zuviel oder Zuwenig führen immer zu Untergang, Verderb, Krankheit oder Tod. Viele Reiche oder Imperien sind durch omnipotente Maßlosigkeit ihrer Herrscher untergegangen. Das situative Maß-Halten ist ein Balanceakt im Leben, eine gewisse Lebens- und Überlebenskunst, welches ein entsprechendes Bewusstsein – auch zu sich = Selbstbewusstsein und einen entsprechenden Rapport zur Natur voraussetzt. Wer hier gut mit sich, seiner Natur und der Natur insgesamt im Gespräch ist, ist klar im Vorteil. 
Wisse, erfühle, denke nach, gehe in dich, meditiere und umarme die Bäume…barfuß.
 
Das Maß ist ein regulatives, lebensnotwendiges Naturgesetz. Nur die Liebe darf maßlos sein. 
 
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