Prostitution

Das Wort Prostitution kommt vom lat. pro–stituere was so viel wie sich“ vorn“, also vor aller Augen hinstellen. Es ist ein öffentliches Sich-Anbieten für sexuelle Handlungen gegen Entgelt oder wie „früher“ auch gegen Geschenke.

Soweit man auch in der Geschichte zurückgeht, gab es Prostitution in allen Kulturen und Zeiten nur in ganz unterschiedlichen, ja oft konträren gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen und moralischen Positionen.

Prostituierte, vorwiegend Frauen, aber nicht nur, wurden verbrannt, geächtet, kriminalisiert oder auch geehrt und staatlich legalisiert, gewünscht oder gefördert für staatliche Geldeinnahmen, je nach Zeit und Ort, in der die Prostituierten lebten. Die Staatssicherheit der DDR nannte diese Art des Einsatzes und Einkommens „Frauenspezifische Verwendung“.

Schon im Altertum gab es in Babylon und bei den Phöniziern in Tyros vor mehr als 3000 Jahrendie sog. Tempelprostitution.

Unter den Prostituierten gab es auch in Kaisers Zeiten vier Statusklassen: die oberste war die Kategorie der Mätresse, dann die Konkubine, als dritte die Metze und zum Schluss die Hure. Da hat sich bis heute nicht viel geändert. Von der teuren und gebildeten Edelprostituierten bis zum billigen Strichmädchen wobei der Strich ein tatsächlicher Strich der Polizei auf der Straße Wienswar, in dessen Rahmen sich die Prostituierten aufhalten durften.

Prostitution war auch nicht nur Erwerbsprostitution, sondern auch eine Kultangelegenheit.

Schon im alten Rom ging der Vater mit seinem pubertierenden Sohn zur Prostituierten, um ihn in die Liebe einführezn zu lassen.

Für Prostituierte gibt es keine einheitliche, konstante Position in der Zeitgeschichte der Jahrtausende, auch nicht in der Art, Ort und Ausübung ihrer, mal mehr, mal weniger anerkannten Dienste. Der jeweilige Zeitgeist, die sich wandelnde Moral und Gesetzeslage einschließlich der Staatsinteressen und die technischen Möglichkeiten schlagen sich natürlich auch in der Prostitutionspraxis nieder.

Früher war der Straßenstrich und das Bordell üblich, die heute nur mehr 2% bzw. 6% ausmachen, im Gegensatz zum Escort-Service als Spitzenreiter mit 56 % und Privatwohnungen mit 54%. So ändern sich die Zeiten und wir uns mit ihnen, könnte man sagen. Im einen Land werden die Prostituierten bestraft, im anderen die Freier. Wie es euch gefällt.

Soweit die offizielle, verwirrende direkte Prostitution. Für mich hat die Prostitution aber eine weit größere, indirekte Szene mit verblüffender Affinität zur offiziellen Prostitution. Es geht gleichermaßen ums Geld, nur nicht als direktes Geschäft, sondern versteckt und getarnt durch unterhaltsmotivierte statt liebesmotivierte Ehe, Freundschaft oder Beziehung. Wir kennen solche Beziehungen mitunter unter dem Begriff "sugar-daddy." All das ist auch unter derartigen gleichgeschlechtlichen Beziehungen zu sehen.

Wenn also eine zwischenmenschliche, sexuelle Beziehung, wie Ehe oder sonstige Beziehungsform den prostitutionscharakteristischen Aspekten der Prostitution entspricht, würde ich von indirekter Prostitution sprechen – unabhängig davon ob dies auf bewusster oder unbewusster Ebene der Fall ist und unabhängig davon ob "edle Motive" vorgeschützt oder geglaubt werden.

Ich denke, die direkte Prostitution (nicht Zwangsprostitution) ist da ehrlicher und in der Unterzahl.

                    Die direkte Prostitution ist die Spitze vom Eisberg der tatsächlichen.

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