Masochismus

Der Begriff Masochismus ist nach einem Roman des österreichischen Schriftstellers Sacher-Masoch (1836-1895) benannt. Gemeint ist damit eine Perversion, also eine Verkehrung natürlichen Empfindens ins Gegenteil.
Demütigungen, Schmerzen, Qual, Niederlage, Untergang, Misserfolg, körperliche oder auch psychische Selbstbeschädigungen usw. werden statt unlustvoll lustvoll erlebt und angestrebt. Das gilt generell, nicht nur sexuell. Die Sexualität ist nur ein begriffsverknüpft-bekanntes, spezielles, oft kultiviertes Wirkfeld des Masochismus.
Wie kommt es aber dazu, dass Unlustvolles wie Schmerzen widernatürlich lustvoll erlebt werden können? Dazu ein Verständnisbeispiel derartiger perverser Seelenentwicklung:
Ein Kind bettelt die Mutter immer wieder um Zuwendung an, will, dass sie mit ihm spielt. Die Mutter lehnt immer ab, hat keine Zeit. Das Kind bekommt mit seinem Betteln keine Zuwendung, ist chronisch frustriert. Und so kommt es, dass das Kind bewusst oder auch unbewusst z.B. eine teure Bodenvase umwirft und kaputt macht. Dann kommt die erboste Mutter, schimpft, schreit und schlägt das Kind. Jetzt hat das Kind seine Zuwendung in negativer Form, besser als gar keine. Damit wird Unlustvolles – die Schläge und Rügen – zur positiven Zuwendungsqualität. Schläge, Erniedrigungen konvertieren zur  Lustquelle weil sie Zuwendung bringen. Durch solche Erfahrungen verkehrt/ pervertiert sich die Erlebnisqualität. Sind diese z.b. durch die genitale Entwicklungsphase sexualisiert, entwickeln sich daraus die sexuellen Perversionen in symbolträchtiger, thematischer Mitteilung - je nach Praxis. Das in Kauf genommene Leiden wird zum Mittel für Zuwendung und vermeintlicher Liebe.
Das finden wir nicht nur in der Sexualität, sondern in Kirche, Religiom und Politik in allen möglichen Verpackungen. Masochismus wird zum idealisierten oft märtyrerhaften und/oder Gott vermeintlich näher bringenden Stilmittel für Kleriker, Sektenführer oder Staatsmänner.
Selbstkasteiung und Läuterung seelischer und fleischlicher Natur pervertieren im individuellen und auch kollektiven Geist. Der versprochene oder vermeintliche Lohn liegt im Erlösungs- wertschätzungs - und Liebesversprechen. Diese hohen Ziele gilt es um den Preis eines jeden Schmerzes zu erreichen. Dafür wird Leiden gewünscht, gesucht  und auch selbst arrangiert - bei sich und auch bei anderen.
Ein krönendes Feld dafür bietet naturgemäß die irdische Vitalquelle der Sexualität. Man schärfe aber auch seine Wahrnehmung masochistischer Lebensformen im sozialen und religiösen Bereich. Das deutsche Volk hat traurigerweise mittels moralischen Hebels einen sehr hohen, höchst ungesunden masochistischen Destruktionstrieb. Man frage sich immer, wer vom Masochismus wirklich profitiert. Der Masochist selbst, ist immer der Verlierer. Er meint nur zu gewinnen - die Liebe.

Masochismus ist der vernichtende geistige Irrtum, damit Liebe und Anerkennung zu bekommen.




 

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