Lust
Das ahd. Wort lust, got. lustus gehört im Sinne von „Neigung“ zu dem germ. verb lütan „sich niederbeugen, niederfallen, sich neigen“.
Das Wort Lust ist interessanterweise eine bildhafte Beschreibung eines im übertragenen Sinne zu verstehenden Begriffs. Bei Lust haben wir es also mit einer Neigung zu einem Verlangen oder einer Begierde zu tun – einem Objekt der Begierde. Das kann auch ein geistiger Inhalt sein.
Lust wird als eine naturgegebene, positiv Erlebnisqualität die sowohl Lebensantrieb als auch Verhaltensorientierung gemäß dem Lust - Unlustprinzip verstanden.
Die Lust wird primär angestrebt, verlangt oder begehrt, unabhängig davon, ob sie langfristig positive oder negative Auswirkungen hat. Es ist ein Handeln nach dem sog. Lustprinzip. Lusterfahrung wird irrigerweise als grundlegend positiv, freudig, angenehm und erstrebenswert bewertet. Lust ist oft nicht gut wird aber unlustvoller Erfahrung gemeinhin vorgezogen, auch wenn es umgekehrt klüger wäre. Triebaufschub und die Orientierung an einem über der unmittelbaren Lust stehendem Triebziel könnten langfristigere und hochwertigeres Lustempfinden ermöglichen. Dafür ist Vernunft verlangt.
Lustvolle Ernährungs- und Genussbefriedigung beispielsweise durch Zucker oder Alkohol ist sehr schädlich. Lustvolle Träume sind nicht unbedingt positive Seelenmitteilungen und umgekehrt! Wir können uns also auf unser „lebensorientierendes Lustgefühl“ nicht verlassen! Eine fatale Versuchung.
Lust ist nicht zwingend gut, und das hat nichts mit Moral zu tun. Wenngleich Lust überwiegend angestrebt wird, ist sie nicht unbedingt das höchste Gut. Besser eine bittere, unlustvolle Arznei, als ein lustvoller, schädlicher Energy-drink.
Lust als angenehme Empfindung wird bekannterweise auch mit sexueller Freude und Vergnügen begriffen. Die auf sexuelle Befriedigung ausgerichtete psychische Energie wird hier Libido genannt. Auch in diesem Kontext hängt die positiv erlebte Lust in ihrer Wertigkeit ganz davon ab, ob die Sexualität naturentsprechend oder z.B. pervers gelebt wird. Auch sexuelle Perversion, wie andere Perversionen auch, wie z.B. der „Lustmord“, werden durchaus lustvoll erlebt.
Lust muss nicht gut und auch nicht gesund sein um lustvoll zu sein. Es hängt von weiteren Faktoren ab, wie Maß und Naturbezogenheit. Die Gesetze der Natur sind essentieller Bewertungsmaßstab und nicht moralische Zensur irgendeiner Instanz.