Seeleninstanzen
S. Freud teilte die Seele in drei „Strukturen“ oder „Instanzen“ ein, nämlich das „Es“, das „Ich“ und das „Über-Ich“. Diese funktionale Einteilung ist ein hypothetisches Konstrukt welches sich in der psychoanalytischen und therapeutischen Praxis als sehr nützlich erwies.
Das „Es“ als unbewusste psychische Instanz beinhaltet alles, „was ererbt, bei Geburt mitgebracht, konstitutionell festgelegt ist.“ Das Es bildet nach S. Freud den Kern unseres Wesens der nicht direkt mit der Außenwelt verkehrt und auch unserer Kenntnis nur durch die Vermittlung einer anderen Instanz zugänglich wird. In diesem Es wirken die organischen Triebe, in wechselnden Ausmaßen zusammengesetzt und durch ihre Beziehung zu Organen oder Organsystemen voneinander differenziert. Es hat seine eigene Wahrnehmungswelt und registriert die Schwankungen in der Bedürfnisspannung seiner Triebe, die sich in Form von Lust oder Unlustgefühlen zeigen. Freud war der Meinung, dass dieses Es die ursprüngliche und bei Geburt die einzige psychische Instanz darstellt, aus der sich die anderen Instanzen entwickelten.
Ich bin der Meinung, dass alle drei Instanzen von Geburt an, ja sogar pränatal existieren, wenngleich unterschiedlich zum Einsatz kommen oder offensichtlich sind.
Das „Ich“ ist jene bewusste, vorbewusste, aber auch unbewusste psychische Instanz, die mit der Beziehung des Individuums zu seiner Umwelt zu tun hat. Sie wurde nach Freud aus der Rindenschicht des „Es“ entwickelt und stellt Vermittler zwischen Außenwelt und Es dar. Das Ich hat die Aufgabe der Selbstbehauptung, welche es dadurch erfüllt, dass es „..nach außen die Reize kennen lernt, Erfahrungen über sie aufspeichert (im Gedächtnis), überstarke Reize vermeidet, mäßigen Reizen begegnet und endlich lernt, die Außenwelt in zweckmäßiger Weise zu seinem Vorteil zu verändern; nach innen gegen das „Es“, indem es die Herrschaft über die Triebansprüche gewinnt, entscheidet, ob sie zur Befriedigung zugelassen werden sollen, diese Befriedigung auf die in der Außenwelt günstigen Zeiten und Umstände verschiebt oder ihre Erregung überhaupt unterdrückt.
Das „Über-Ich“ ist jene psychische Instanz, die sich aus dem Ich heraus während der Kindheitsperiode (um 5.Lj.) durch zumindest partielle Identifikation mit der sozialen Umwelt gebildet hat und welche die vom Individuum internalisierten Werte und Normen der Gesellschaft repräsentiert. Steht das Über-Ich mit dem Ich in gutem Einvernehmen, so ist es praktisch unmöglich, deren Äußerungen zu unterscheiden. Weicht jedoch das Ich in seinen Handlungen (auch Gedanken gehören dazu) von den Normen des Über-Ichs ab, empfindet das Ich zunehmend den Druck des Gewissens.
Diese drei Strukturen oder Instanzen, das Es, das Ich und das Über-Ich stehen untereinander und mit der sie umgebenden Umwelt in Beziehung. Eine Handlung des Ichs ist dann korrekt, wenn sie gleichzeitig den Anforderungen des Es, des Über-Ichs und der Realität genügt, also deren Ansprüche miteinander zu versöhnen weiß.
Die Harmonie von Es, Ich und Über-Ich bestimmt unsere Homöostase