Narzismus
Narzissmus bezeichnet eine psychische Situation von Narziss, dem Sohn des Flussgottes Cephisos und der Nymphe Liriope aus der griechischen Mythologie.
Ovid, ein antiker römischer Dichter, beschrieb in seinen Metamorphosen die gewaltmäßige Entstehung von Narziss und die daraus resultierende, tragische psychische Entwicklung. Narziss war kein Kind der Liebe, sondern unerwünscht und aus Gewalt heraus gezeugt. So sein Schicksal.
Narziss wurde ein schöner Jüngling der von beiden Geschlechtern begehrt und nicht zur eigenen Geschlechtsrollenidentität fand. Er war nicht geliebt, sondern dank seiner Schönheit zur Lust und Freude anderer benutzt, so wie seine Mutter zu seiner Zeugung benutzt wurde. Narziss verweigerte sich allen, die sich in ihn verliebten. Er wollte lieber sterben, als ihnen die Liebe – die keine war - zu erwidern. Er spürte nur Befriedigungsobjekt für andere zu sein. Dem verweigerte er sich.
Auf der Suche nach Liebe und sich selbst entdeckte er im Wasserspiegel ungewusst sich selbst und verliebte sich in sein Antlitz. Erst die Tränen ob dieser Liebeserfahrung erlöschten im Wasser sein unerreichbares Bild und die damit unerfüllte Liebe woran er letztlich starb. Am Grab fand man die Narzisse.
Ein Narzisst ist also kein Kind der Liebe, sondern missbrauchtes Geschöpf liebesdefizitärer Eltern. Er dient in emotionaler Abhängigkeit der Defizitauffüllung der Eltern und kommt in keine eigenständige Identitäts- und Selbständigkeitsentwicklung. Die energetische Nabelschnur wird von den Eltern aufrechterhalten und verschiedentlich gesichert. In gleicher Manier lebt er auch so ein Leben. Alle Nettigkeiten und scheinbaren „Lieben“ dienen diesem Selbstversorgungsmuster, weil er nicht gelernt hat sich selbstwertschätzend als Manifestation der Liebe zu begreifen und aus dieser Quelle sich autark zu nähren und zu leben. In dieser Bewusstseinsentwicklung sähe ich eine Heilchance. Aus diesem Grund ist ein Narzisst - so er das ist - kein Liebender.
Alles dreht sich um die Selbstbewunderung, wie im Selbstbildnis des Wassers, d.h. um die Entdeckung und Freude ob der Liebe die letztlich nur an sich, aber nicht an anderen oder von anderen erfahren wird. Das Platzen dieser Liebesillusion führt zum Tod. Ohne Liebe kein Dasein.
Ob ausgeprägte Selbstdarstellung, Selbstsucht was jeder anderen Sucht eine Suche nach Liebe im eigenen Sein verstanden ist, Egoismus oder Rücksichtslosigkeit, Lügen, Ausbeutung, Manipulation, Arroganz, Kritikempfindlichkeit, mangelndes Selbstwertgefühl oder Anerkennungsbedürftigkeit und mehr, ist alles Signal, Ausdruck, Kompensation und Reaktion auf diese psychische, lieblose und missbrauchsorientierte Fehlentwicklung und kein Genschaden.
Ein Narzisst ist auf sich fixiert in der Suche nach Liebe, versucht diese durch alle möglichen Arrangements zu erfahren und scheitert daran, weil er sich nicht als Manifestation der Liebe begreift.