Macht
Das Wort Macht kann auf zwei ähnlich lautende indogermanische Wurzeln zurückgeführt werden: mag- (kneten, pressen, formen, bilden) oder magh- (machen – im Sinne von können, vermögen, fähig sein).
Im Althochdeutschen, Altslawischen und Gotischen bedeutete das Wort Macht (gotisch: magan) so viel wie Können, Fähigkeit, Vermögen (z. B. jemand „vermag“ etwas zu tun) und ist stammverwandt mit dem Alltagsbegriff „machen“, signalisiert also Potenzialität. Vergleichbar stammt das lateinische Substantiv für „Macht“, potentia, von dem Verb posse ab, welchem es heute mit „können“ übersetzt wird.
Macht hat also ursprünglichen Wortverständnisses zufolge mit Potentialität, welcher Natur immer, und nicht zwangsläufig mit Gewalt, Herrschaft und Missbrauch zu tun.
Jeder Mensch ist in verschiedener Intensität und Weise mächtig, hat sein individuelles Machtprofil im Denken, Bewusstsein, Wollen, Fühlen, Handeln in Beziehungen usw. ähnlich einem Intelligenzprofil - und das ist auch notwendig, schon um Lebensnotwendiges machbar zu machen. Ohne Macht kein Bewirken.
Ist ein Mensch z.B. nicht seines Geistes oder seiner Triebbeherrschung mächtig, ist er ohnmächtig oder unzurechnungsfähig, kann sich oder seine Bedürfnisse nicht befriedigen oder Wunschziele nicht erreichen. Oder: jemand ist vieler Sprachen, bestimmter Denkweisen, bestimmter Gefühl- und Erlebnisfähigkeiten mächtig usw..
Macht beginnt bei einem selbst, nicht bei der Macht über andere. Macht über seinen Geist, seine Gefühle oder über seine Intentionen. Machtzugewinn ist natürlicherweise mit Arbeit verbunden. Nur so jemand hat die ethisch berechtigte Reife und die Macht über andere Menschen zum Zwecke der Erreichung größerer Ziele mit deren Hilfe.
Somit hängt Macht mit ethischer Verantwortung sich und anderen gegenüber zusammen.
Macht ist also ein vitaler Ausdruck der Kraft und Stärke, sei es psychisch, geistig oder physisch, je nach Anwendungsbedarf.
Macht macht glücklich denn es macht die Potenz des Lebens erfahrbar. Alles Seiende ist mächtig, nicht nur der Mensch, sondern alles in der Natur, sonst würde es nicht existieren. Die Naturkräfte sind u. U. dem Menschen übermächtig.
Macht ist ein Lebensausdruck der dem Wortursprung zufolge primär positiv zu sehen ist, wenngleich Macht oft und leicht zu Missbrauch verführt.
Wissen, Geld und Gier sind vordergründige Verführungen, wenn es um den Machtmissbrauch zugunsten defizitärer Ego-Befriedigung mit Minderwertigkeitsgefühlen geht.
Diktatoren, ob im großen Stil staatlich, oder in einer Kultur oder Familie, zeichnen sich durch Machtmissbrauch aus. Dann wird Macht zum neurotischen Kompensationsversuch ohne Seelenbefriedigung. Man denke hier auch an die sog. „Geschlechtermacht“ diverser Kulturen, Rassen oder Religionen und ihrem Versuch des institutionellen Machterhalts, wie dies bei Königshäusern mit Inzuchtfolgen der Fall war.
Macht ist ein vitaler, positiver Lebensausdruck mit hohem Missbrauchspotential